Ein junger katholischer Geistlicher aus Österreich, Christian Bolfie, weilt zu Besuch auf dem Landsitz eines Bekannten in Yorkshire. Er gibt einer Studentin Deutschstunden, und dabei entdecken er und die junge Goneril einander als verwandte Seelen und verlieben sich. Christian muss nun seine Liebe gegen seine Berufung abwägen. Schließlich entscheidet er sich für die Trennung von Goneril. Autor dieser eigenwilligen Liebesgeschichte ist Roman Karl Scholz, der 1912 in Mährisch-Schönberg/Šumperk zur Welt kam.

Ebenso wie der Protagonist seiner Geschichte gehörte Roman Karl Scholz dem priesterlichen Stand an. Er war 1930 in das Augustiner-Chorherrenstift in Klosterneuburg bei Wien eingetreten, wurde 1936 zum Priester geweiht und war dann als Kaplan, Religionslehrer und Theologieprofessor tätig.

Neben dem Beruf gibt es noch eine weitere biografische Parallele zwischen der Figur des Christian und ihrem Urheber: Christian kehrt nach der Trennung von Goneril nach Österreich zurück – man schreibt das Jahr 1939 –, um Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime zu leisten. Auch Roman Karl Scholz war nach anfänglicher Sympathie für den Nationalsozialismus ein Gegner des NS-Systems. Er gründete die „Freiheitsbewegung Österreich“ mit dem Ziel, das Regime zu stürzen und Österreich zu befreien.

Als die Gruppe im Juli 1940 durch einen Spitzel verraten wurde, waren Hunderte von Verhaftungen die Folge. Unter den Häftlingen war Scholz, der als todgeweihter Häftling seinen Roman über die Sehnsucht nach der Schönheit und dem vollendet Guten „Goneril“ verfasste. Der Roman konnte 1947 veröffentlicht werden, weil ein entlassener Mithäftling ihn aus dem Gefängnis schmuggelte. Roman Karl Scholz wurde am 23. Februar 1944 wegen Hochverrats verurteilt und am 10. Mai durch das Fallbeil hingerichtet.

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