Wie bei vielen, hat auch bei Gerhard Scholten (1923 in Trautenau -1995 in Wien) der Zweite Weltkrieg die Weichen seines Lebens in ungeahnte Bahnen gelegt. Vermutlich wäre er Nachfolger seines Vaters Richard Pfefferkorn in der Trautenauer Textilfabrik geworden oder er würde im multikulturellen Prag, zu dem er mit seiner deutsch-jüdischen Herkunft und Beheimatung in den beiden Sprachen Deutsch und Tschechisch, seiner musischen Begabung gefolgt. Nachdem er die Kleine Festung in Theresienstadt und Auschwitz überlebt hatte, wurde er in Prag in den Internierungslager in Modřany geschickt. Entschloßen zu bleiben, kämpfte erum seine tschechoslowakische Staatsbürgerschaft, bis er 1948 seiner Mutter und Großmutter nach Wien folgte. Erst spät hat er angefangen zu schreiben. Zuerst seine Erinnerungen an die Zeit seit seiner Verhaftung 1942 „Zwischen allen Lagern“ (1989), danach „Erinnerungen an Prag“ (1993) und zwei Romane. Verstorben ist er nach einem Autounfall. Der Titel seines ersten Buches könnte auf sein ganzes Leben bezogen werden, beispielhaft für viele, die bereits während des Zweiten Krieges und auch danach dazwischen leben mussten, eben zwischen allen Lagern. Der Adalbert Stifter Verein und das Kulturreferat für die böhmischen Länder beschäftigen sich mit der deutschsprachigen Kultur und Kunst auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik. In Spot on werfen wir einen Blick auf bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten, deren Werk und Leben wir besonders schätzen.

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