Neueste Beiträge:

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,,Es war, und es war nicht“ | Iris Wolff: Lichtungen | Besprechung

von IKGS München

Klappern gehört zum Handwerk, und der Literaturbetrieb mit all den Veranstaltungen, Verlautbarungen und Veröffentlichungen jenseits der eigentlichen Texte hört sich fürwahr schon aus der Ferne wie ein Handwerksbetrieb an. In dessen sekundärer Betriebsamkeit findet das Primäre, Werkstoff und Erzeugnis, Sprache und Text, umso weniger Beachtung. Man mag sagen, das sei eben der Lauf der Welt in ihrem medienorchestrierten Taumel, man muss sagen, das sei nichts als recht und billig, wenn man sich die oft wohlfeilen Produkte anschaut. Umso mehr darf man sich freuen, wenn man eines in die Hand bekommt, bei dem man nichts zu sagen braucht, weil es selber für sich spricht. Zu besprechen gibt es dafür erfreulich viel.

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Literarische Vermessung der Welt | Aleš Šteger: Logbuch der Gegenwart | Besprechung

von IKGS München

Für "Aufgehen", den dritten und letzten Teil seiner "Logbuch der Gegenwart"-Reihe, hat sich Aleš Šteger noch einmal vier besonderen Orten in vier verschiedenen Ländern jeweils für zwölf Stunden ausgesetzt und seine Eindrücke aufgeschrieben. Es geht ihm um das Vermessen, um das Festhalten eines flüchtigen Zustands in einer sich immer schneller wandelnden Welt. Die Ergebnisse sind so vielschichtig und unterschiedlich, wie es die Menschen dieser Erde sind.

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Das Heimweh der Heimatlosen | Jan Koneffke: Im Schatten zweier Sommer | Besprechung

von IKGS München

Schicksal oder Zufall? Ein großer Erzähler trifft auf einen anderen, der mit seinen „Opowieści, Maises und Kaskalim aus seiner Kindheit in Brody“ (S 236) – so nennt man Geschichten in Galizien – sein Umfeld begeistert. Die kurz gefasste Erläuterung dieser sonderbaren Begegnung ließe sich ungefähr so zusammenfassen: Nach einigen Wanderjahren lässt sich der in Darmstadt geborene Schriftsteller Jan Koneffke mit seiner aus Rumänien stammenden Frau in Wien nieder und entdeckt, dass in dem Wiener Haus, in dem er wohnt, einst Joseph Roth als Untermieter bei einer Familie gelebt haben soll. Das Quartier in der Rembrandtstraße 35 im jüdischen Viertel zwischen Augarten, Prater und Donaukanal war Roths „erste Meldeadresse“ (S. 295), wie Koneffke in seinem Nachwort anmerkt. Es kommt, wie es kommen muss: „Der Zufall setzte meine Fantasie in Gang“. (S. 295)

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Ein Literaturhandbuch für Czernowitz und die Bukowina

von IKGS München

Andrei Corbea-Hoișie, Steffen Höhne, Oxana Matiychuk stellen im Gespräch mit Enikő Dácz (IKGS) das erste Handbuch der Literaturen der Bukowina vor. Sie schildern das Konzept, die Herausforderungen des Projektes und gehen sowohl auf nationalphilologische Traditionen und Kanonisierungen als auch auf komplexe und kontinuierliche Austausch-, und Verflechtungsprozesse der deutschen, ukrainischen, rumänischen und jiddischen Literaturen ein. Neben dem historischen Bukowinismus wird auch die aktuelle Lage in Czernowitz/Tscherniwzi reflektiert.

Podcast

Essen und Trinken – Zur neuen Ausgabe der SPIEGELUNGEN 1/2024

von IKGS München

Essen und Trinken „markiert kollektive Identität” - so werden die Leserinnen und Leser der aktuellen Ausgabe der „Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas” im Editorial auf das Heft eingestimmt. Im Gespräch mit seinen Redaktionskolleginnen und -kollegen erfährt Donauwellen-Host Florian Kührer-Wielach mehr über die Konzeption, die Autorinnen und Autoren sowie den Inhalt dieser kulinarischen Ausgabe der Institutszeitschrift.

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Imperiale (In)Toleranz im 19. Jahrhundert: Osmanisches Reich und Habsburgermonarchie

von IKGS München

1839 leitete das Gülhane-Dekret die Tanzimat-Reformzeit im Osmanischen Reich ein. Es garantierte die Unversehrtheit von Leben und Besitz sowie Religionsfreiheit. Das Dekret bewog Deutsche aus dem Russländischen Reich zur Migration in die osmanische Dobrudscha. Fast zeitgleich wiesen die Habsburger Protestanten aus dem Tiroler Zillertal aus, die nicht katholisch werden wollten. Sie fanden im preußischen Niederschlesien eine neue Heimat. Der Beitrag von Tobias Weger anlässlich des 185. Jahrestags dieses grundlegenden staatsrechtlichen Dekrets regt dazu an, stereotype Bilder von toleranter und intoleranter Herrschaft im 19. Jahrhundert zu überdenken. © Foto: Wikimedia Commons

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Die Wächter der Wurst und die Hüter der Hühnersuppe. Kampf um Nationalgerichte in Social Media Gruppen

von Angela Ilic

Als Mensch, der in verschiedenen Ländern gelebt hat, genieße ich es, die kulinarischen Traditionen all jener Orte zu vermischen, an denen ich zu Hause bin oder die ich wiederholt besucht habe. In meiner Küche koexistieren amerikanische Bagels und Bananenbrot friedlich mit ungarischer Pogácsa, schwäbischen Spätzle und bosnischer Krompiruša. Zu den Grundnahrungsmitteln, die in meiner Speisekammer jederzeit zu finden sind, gehören niederländischer Pindakaas (Erdnussbutter) und Hagelslag (Schokostreusel), die kroatische Gewürzmischung Vegeta, ungarisches Paprikapulver und istrisches Olivenöl. Und bevor Sie mich der kulinarischen Aneignung beschuldigen, sollte ich mitteilen, dass ich zu all den Kulturen, deren Gerichte ich regelmäßig koche, längere Zeit Kontakt hatte und die meisten Rezepte von Einheimischen gelernt habe.

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The Guardians of Goulash. The Battle around National Dishes in Social Media Groups

von Angela Ilic

As someone who has lived in various countries, I enjoy blending the culinary traditions of all the places I have called home or have visited repeatedly. In my kitchen, American bagels and banana bread coexist peacefully with Hungarian pogácsa (a savory baked treat), Swabian spätzle (dumplings) and Bosnian krompiruša (phyllo pastry with potato filling). Staples to be found in my pantry at any given time include Dutch pindakaas (peanut butter) and hagelslag (chocolate sprinkles), the Croatian spice mix Vegeta, Hungarian paprika powder and Istrian olive oil. And please do not accuse me of culinary appropriation: I have had extended contact with all the cultures whose dishes I regularly cook, having learned most of the recipes and techniques from natives.

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Migrantische Monster | Barbi Marković: Minihorror | Besprechung

von IKGS München

Nachdem ich vor kurzem „Die verschissene Zeit“ gelesen hatte, war ich neugierig, welche Haltung zur Literatur Barbi Marković im vorliegenden Buch einnimmt. Gestützt auf die vorherige Erfahrung begann ich, das Buch durchzublättern. Und da war es ‒ ein Schritt außerhalb der Literatur, eine Verlockung jenseits des gewöhnlichen Erzählens. Als Bonusmaterial gibt es eine Gastgeschichte, ein Party-Brettspiel und eine Reihe möglicher, noch nicht erzählter Geschichten über die Hauptprotagonisten. In den achtundzwanzig geschriebenen und einhundertfünf potenziellen (Mini-)Geschichten über den alltäglichen Horror des bekannten (celebrity?) Paares Mini und Miki macht uns Barbi Marković klar, dass Monster unter uns sind. 

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Wohltemperierte Unwägbarkeiten | Nichita Danilov: Die blinden Adler. Gedichte | Besprechung

von IKGS München

Nichita Danilov ist einer der bedeutenden Lyriker der sogenannten 80er-Generation in Rumänien, einer Literatengruppe, zu der unter anderen auch Mircea Cărtărescu zählt. Doch ist Danilov nicht wie sein international gefeierter Kollege ein Hauptstädter, sondern stammt aus der Grenzregion Nordrumäniens und der heutigen Republik Moldau. Laut Nachwort seines Übersetzers und Kollegen Jan Koneffke zeigt sich diese Herkunft im Wesen des danilovschen Schreibens; er ist „Lipowaner“ und ein Mann des Dazwischen: zwischen Russland und Rumänien, Ruralität und Akademie, Glaube und Skepsis… 

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Da capo al fine | László Végel: Balkanschönheit oder Schlemihls Bastard | Besprechung

von IKGS München

Lang ist es her, seit der eine oder andere Schlemihl der Literaturszene Rätsel aufgab! Nun ist endlich wieder einer da. Skurril auch er. Ein Eigenbrötler, der mit einer positiven Lebenseinstellung überrascht: „Ich bin glücklich, solange ich überflüssig bin. Ich sitze in der Werkstatt, was ich von Großvater gelernt habe, können sie mir nicht nehmen, ich habe von allem Ahnung, bin ein Universalhandwerker, ich repariere Fahrräder, Bügeleisen, Tiefkühlschränke, ich verrichte meine Arbeit, sollen sie doch ruhig über mich verbreiten, dass ich ein Hanswurst und Taugenichts bin […] sollen sie sich nur das Maul zerreißen“. (S. 155)

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Umbrüche in der (post)sowjetischen Moldau | Tatiana Ţîbuleac: Der Garten aus Glas | Besprechung

von IKGS München

Die Schriftstellerin Tatiana Țîbuleac wurde 1978 in der Hauptstadt der Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik Kischinau (rum. Chișinău, russ. Кишинёв) geboren. An der Moldauischen Staatlichen Universität ihrer Heimatstadt studierte sie Journalismus und Kommunikationswissenschaften. Mitte der 1990er-Jahre wurde sie in der Moldau durch ihre Kolumne „Povești adevărate“ [Wahre Geschichten] in der Tageszeitung Flux einem größeren Lesepublikum bekannt. Ende der 1990er-Jahre begann Țîbuleac als Reporterin und Nachrichtenmoderatorin bei einem privaten moldauischen Sender zu arbeiten. Seit 2008 lebt sie in Paris, wo sie im audiovisuellen Bereich tätig ist. 

Beiträge unserer Autor:innen zum Lesen, Sehen und Hören.

Unser Blog Zwischen Grenzen macht auf verschiedene Aspekte der Grenzen im zentral- und südosteuropäischen Raum aufmerksam. Die kulturelle, religiöse und politische Geschichte der Regionen wirkt sich auch auf das heutige Leben aus – ist aber vielleicht gar nicht mehr so sichtbar.

In der Video-Reihe Spot On werfen wir einen Blick auf bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten aus den böhmischen Ländern. Sprachliche, nationale und politische Grenzen beinflussten zwangsläufig ihr Leben und Werk.

Die Podcast-Serie Münchner Grenzerfahrungen setzt sich mit Menschen auseinander, deren Leben von Grenzüberschreitungen geprägt ist. Herkunft, Ankunft und Rückkehr stellen sich als dynamische Komponenten ihrer Biografien heraus.